200.000 Badewannen voller Wasser als Reserve für Spitzenverbrauch
Andere Liste besichtigte Wasserwerk in Hergershausen
Wenn in der Pause eines Viertelfinales der Fußball-Europameisterschaft wie im letzten Sommer Millionen von Bundesbürgern gleichzeitig auf die Toilette gehen, darf die Wasserversorgung nicht zusammenbrechen. Damit niemand buchstäblich auf dem Trockenen sitzt, hat das Wasserwerk in Hergershausen – zuständig für die Trinkwasserversorgung von rund 130.000 Menschen in unserer Region – vorgesorgt: 23.000 Kubikmeter Wasser – der Inhalt von 200.000 Badewannen – haben die Mitarbeiter des Zweckverbandes Gruppenwasserwerk Dieburg (ZVG) als Vorrat in sechs Hochbehälter gepumpt, um für derartige Ausnahmesituationen gewappnet zu sein. Einer dieser Wasserreservoire befindet sich oben auf der Bulau neben dem Keltenzug. Dies und viele andere wissenswerte Details rund um die Wasservorsorgung unserer Stadt erfuhr die Andere Liste (AL) bei einer Besichtigung des Wasserwerkes im Wald zwischen Eppertshausen und Hergershausen.
Bevor das aus 23 Tiefbrunnen aus zum Teil 60 Metern Tiefe nach oben gepumpte Wasser den Verbraucher erreicht, wird es einer Reihe von Verfahrensschritten unterzogen. So kann sichergestellt werden, dass die Menschen in Rödermark und Umgebung rund um die Uhr Trinkwasser in bester Qualität erhalten. Der Technische Betriebsleiter des Wasserwerkes Hergershausen, Ralf Picolin, erklärte der AL anschaulich, wie das Wasser zunächst mit einer Kaskadenbelüftung von Eisen und Mangan entfernt wird. Das sei notwendig um zu verhindern, dass es metallisch schmeckt oder gar hässliche braune Rostflecken auf frisch gewaschener Wäsche hinterlässt. Nachdem das kühle Nass einen Kiesfilter als weitere Filtrationsstufe durchlaufen hat, wird es in Reinwasserbehältern zwischengespeichert und bei Bedarf in die bereits zitierten Hochspeicher gepumpt.
Doch damit nicht genug. Die AL erfuhr bei ihrer Wasserwerks-Besichtigung, dass die knapp 40.000 Haushalte in Rödermark und Umgebung täglich im Schnitt rund 18 Millionen Liter Wasser verbrauchen – im Sommer mehr als im Winter. Um das kühle Nass zum Verbraucher zu befördern, wurde im Laufe der Jahrzehnte ein rund 1300 Kilometer langes Rohrnetz unter der Erde verbuddelt. Dieses weit verzweigte Netz muss von einem Teil der insgesamt rund 90 Mitarbeiter der ZVG ständig überwacht, kontrolliert, instandgehalten und zum Teil erneuert werden. Dafür werden jährlich mehrere Millionen Euro investiert.
Hinzu kommen Qualitätskontrollen rund um die Uhr, die bislang glücklicherweise keinen Hinweis auf schädliche Belastung des Wassers ergeben haben. Damit auch künftig Grenzwerte wie zum Beispiel bei Nitrat eingehalten werden können, bedürfe es eines intakten Naturhaushaltes und der Zusammenarbeit mit den lokalen Landwirten.
„Wenn man den Aufwand sieht, der hier betrieben wird, dann wird einem bewusst, dass frisches Trinkwasser eigentlich ein Luxusgut ist“, beschreibt AL-Vorsitzende Sandra Jäger ihre Eindrücke von der Besichtigung.